...dann kann das eine Licht viele Lichter entfachen
Impuls von Dekan Dietmar Zoller
„Mehr Licht!“, sagt man, seien die letzten Worte des großen Dichters Johann Wolfgang von Goethe auf dem Sterbebett gewesen.
Mehr Licht würde ich mir auch in unseren trüben Tagen wünschen.
Und da spreche ich nicht über das Wetter und die kurzen Tage in dieser Jahreszeit.
Es ist der Zustand unserer Welt, der das Gefühl verstärkt, dass wir in finsteren Zeiten leben.
Das Bedürfnis ist groß, gegen das Dunkel in der Welt zumindest kleine Lichter der Hoffnung zu setzen.
Die Advents- und Weihnachtszeit ist wie kaum eine andere Zeit Ausdruck dieser Sehnsucht.
Es tut der Hoffnung und Sehnsucht keinen Abbruch, zunächst klein zu beginnen.
Vielleicht erst mal nur eine Kerze am Adventskranz, um sich dann Woche für Woche auf Weihnachten hin zu steigern.
Doch zu Lichtern und Kerzen greifen wir nicht nur an Advent und Weihnachten.
Kerze, Kirche, Gebet, Meditation, Mahnwache und Demonstration – all das geht gut zusammen.
Ob bei Krieg und Gewalt, oder nach unfassbaren Verbrechen und Katastrophen, ob beim Gedenken an einen lieben Menschen, den wir loslassen mussten – oft sind es die kleinen Flammen von Kerzen, die etwas Licht in die Finsternis in uns bringen.
Alles muss klein beginnen, auch zu Weihnachten.
Dann, wenn die Lichter draußen und in der guten Stube auch am Weihnachtsbaum erstrahlen, feiern wir die Geburt der Hoffnung.
In einem Baby kommt Gott zur Welt, wehrlos und angewiesen auf die Fürsorge seiner Eltern.
Ein winziges Licht, das unsere Finsternis durch die Botschaft der Liebe erhellt.
„Ich bin das Licht der Welt!“, sagt uns Jesus, aber auch: „Ihr seid das Licht der Welt!“
Es kommt darauf an, dass der Funke der Liebe von ihm auf uns überspringt.
Dann kann das eine Licht viele Lichter entfachen.
Schon erstaunlich, was Jesus uns, den Totengräbern des Klimas, der Gerechtigkeit und des Friedens da zutraut.
„Ihr seid das Licht der Welt!“ Weshalb noch so viel Dunkel? Trauen wir uns nicht zu leuchten?
Es gibt keinen Grund, das Licht der Liebe unter den Scheffel zu stellen.
Lasst Euer Licht leuchten, entzündet von dem einen Licht, das in einem Stall von Bethlehem zu leuchten begann!
Die schönsten und berührendsten Andachtsmomente entstehen immer dann, wenn sich aus einer kleinen Kerze ein ganzes Lichtermeer entwickelt.
Wir alle können deutliche Zeichen gegen das Dunkel in der Welt setzen und Finsternis und Bosheit in Schranken verweisen.
Gerade die Menschen, denen Schlimmes widerfahren ist, die aber dennoch die Kraft haben, dem Frieden und nicht der Rache Raum zu geben, machen es uns vor. Wie ermutigend ist es zu sehen, dass es Mitmenschen gibt, die sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um anderen in ihrem Elend mit Wasser, Nahrung und Medizin zu helfen. Wie froh müssen wir um jede sein, die für sich erkennt, dass sich nur etwas zum Guten ändert, wenn wir selbst bereit sind, das zu tun, was dem Frieden, der Gerechtigkeit und der Bewahrung unserer Schöpfung dient.
„Mehr Licht!“ – es liegt an uns, ob das letzte Worte sind oder ein Signal zum Aufbruch.
Lichterfrohe Advents- und Weihnachtstage wünscht Ihnen
Dekan Dietmar Zoller