
Schutzkonzepte unserer Kitas
Interview mit Christiane Wagner
Die Fachkraft für pädagogische Begleitung unterstützt unsere 12 Kindertagesstätten bei der Erarbeitung ihrer Schutzkonzepte.
Im Interview klärt sie auf, worum es sich dabei handelt.
Welche Themen werden in einem Schutzkonzept aufgegriffen und wer arbeitet das Konzept aus?
Zum Auftrag jeder Kita gehört es gemäß § 1 Abs. 3.3 SGB VIII, die Kinder zu schützen. Alles, was damit zu tun hat, wird in einem Schutzkonzept zusammengefasst. Es umfasst alle Maßnahmen einer Einrichtung und des Trägers zur Prävention von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung, und es basiert auf Wertschätzung und Respekt und erläutert gesetzliche Grundlagen, Verständnis um Gefährdungsarten und Handlungsmaßnahmen. Schutzkonzepte enthalten eine Analyse der Risiken, vorbeugende Maßnahmen, verbindliche Regeln, Beschwerdemöglichkeiten und einen verbindlichen Krisenplan, der beschreibt, welche Maßnahmen bei einer Kindeswohlgefährdung zu ergreifen sind. Das Konzept wird gemeinsam vom Team erarbeitet und im Alltag umgesetzt. Nach der Erarbeitung durch das Team ist das entstandene Schriftstück nicht als ein für immer gültiges Konzept anzusehen, sondern als dynamischer Prozess, der – im Sinne einer lernenden Organisation – kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt wird. Da jede Einrichtung verschieden ist, müssen Schutzkonzepte individuell entwickelt werden. Es gibt kein universelles Konzept für alle.
Welche positiven Veränderungen bringen die Schutzkonzepte für den Kita-Alltag?
Da die Einrichtungen die Haltung bereits zuvor gelebt haben, ändert sich durch ein Schutzkonzept nicht gravierend etwas im Kita-Alltag. Durch die Verschriftlichung findet jedoch eine erneutes, intensives Auseinandersetzen mit diesem Thema statt. Dies führt zur Überprüfung der eigenen Haltung. Jede Einrichtung soll ein sicherer Raum sein, in dem Kinder sich geschützt und wohl fühlen. Mitarbeitende, die das Konzept selbst erstellt haben, gehen mit einem geschärften Bewusstsein durch die Kindertagesstätte. Sie sind auf Kinderrechte und gewaltfreie Erziehung sensibilisiert und achten auf mögliche Anzeichen. Das Schutzkonzept beinhaltet u.a. einen Verhaltenskodex, der Regeln für einen Grenzen achtenden und respektvollen Umgang der pädagogischen Fachkräfte festlegt. Teams rücken außerdem erneut die Kinderrechte in den Fokus und ermöglichen Partizipation durch Kinderkonferenzen und aufmerksames Zuhören.
Die Kinder erleben, dass ihre Meinung ernst genommen wird und sie ihre Zeit in der Kindertagesstätte aktiv mitgestalten können. Dies fördert das Vertrauen der Kinder in sich selbst. Gerade Kinder, die möglicherweise besonders gefährdet sind, können auf diese Weise am ehesten das Gefühl der Ohnmacht überwinden und lernen, sich in bedrohlichen Situationen zur Wehr zu setzen und trauen sich, Hilfe zu holen. Der Schutz von Kindern wird im Kita-Alltag insbesondere durch präventive Maßnahmen gewährleistet und umgesetzt. Dies beinhaltet die Nutzung von kindgerechten Bilderbüchern über das Wahrnehmen und den Umgang mit Gefühlen oder das spielerische Vermitteln von Körperwissen, z.B. durch Bewegungslieder im Morgenkreis, bei denen die Kinder spielerisch lernen, ihre Körperteile zuzuordnen und zu benennen. Wenn das Kind keine Namen dazu hat, ist es schwierig, eine Grenzverletzung zu verstehen sowie jemandem zu erklären, wo es berührt wurde. Worte ermöglichen es, sich mitzuteilen. Zudem endet es nicht hier: Aus Schutzkonzepten lassen sich auch kindgerechte Streitregeln ableiten, um die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder zu fördern, Grenzverletzungen oder übergriffiges Verhalten zwischen den Kindern zu verringern sowie eine gute und enge Zusammenarbeit mit den Eltern durch regelmäßigen Austausch und Entwicklungsgespräche.
Worauf sollten Eltern achten?
Eltern erkennen oft schnell die potenziellen Gefahrensituationen für Kinder und können eingreifen. Dennoch sollten wir die Fähigkeiten der Kinder nicht unterschätzen, insbesondere wenn es um ihren eigenen Körper und ihre Bedürfnisse geht. Ab etwa zwei Jahren beginnt bei den meisten Kindern die Autonomiephase, in der sie bereit sind, für sich selbst einzustehen und ihre Meinung zu äußern. Selbstständigkeit, eine eigene Meinung zu haben und Nein sagen zu können sind wichtige Kompetenzen. Das Nein eines Kindes sollte ernst genommen werden, da es ein Bedürfnis oder eine Emotion ausdrückt. Im hektischen Alltag neigen wir Erwachsenen häufig dazu, über die Grenzen der Kinder hinwegzugehen. Es ist wichtig, dass Eltern das Bedürfnis nach Autonomie respektieren und ihren Kindern auch ab und zu in einem geeigneten Rahmen Entscheidungen überlassen, um ihr Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu stärken.
Wenn das Nein eines Kindes zu oft ignoriert wird, fühlt es sich machtlos und unwichtig. Unser Ziel sollte sein, dass das Kind selbstbewusst wird, um für sich einstehen können. Dazu gehört auch, dass es über seinen eigenen Körper entscheiden kann und seine Bedürfnisse spürt und wahrnimmt. Wenn ein Kind etwas ablehnt, versuchen Eltern mit ihm zu sprechen und aktiv zuzuhören.
Kontakt
Christiane Wagner
Tel.: 01573-4100339
E-Mail: christiane.wagner@evkirchepfalz.de